Liebe ist ein besseres Word – Love Is A Better Word (White City Of Light)

#andwhataboutthelyrics – Folge 6

Im Juni 1984 forderte der Radiomoderator Wolfgang Kraesze in seiner Sendung „Heimatlied im SF-Beat“ die Hörer_innen auf, Texte, Gedichte oder Lieder über ihre Heimatstadt an das Radio zu schicken. Er hatte seine Sendung an jenem Tag gänzlich den Songs von Bruce Springsteen gewidmet und versprach, die interessantesten Beiträge in seiner nächsten Sendung vorzustellen. Ich saß in meinem Zimmer in der Pücklerstrasse 18 in Berlin-Kreuzberg auf meiner Matratze und stürzte mich sofort in die Arbeit an dem Song „White City Of Lights” [sic].

Dass meine Heimatstadt Lissabon sein könnte, darüber habe ich mir damals ganz bewusst wohl eher keine Gedanken gemacht. Heimweh war für mich immer schon etwas, was nicht an Orte gebunden ist. Man kann auch Heimweh nach einem Gefühl, einem Selbstverständnis, nach der Fähigkeit arbeiten zu können, oder nach Ruhe und Glück haben. Songs und Texte zu schreiben, bedeutet für mich auch heute oft noch, mich mit meinem Unterbewusstsein zu beschäftigen. Dingen, für die mir die ganz alltäglichen Worte zu fehlen scheinen, auf singende Weise Ausdruck zu verleihen.

Über meinen Song „Blueprint“ habe ich ca. zehn Jahre nach dessen Release einmal ein Gedicht geschrieben:

Dies ist kein Liebeslied
Nie ist es eines gewesen
Es ist
Wie fast alle diese Lieder
Ein Abschiedslied
Abschied nehmen von einem Leben
Das noch kommen sollte
Das noch gelebt werden wollte
Aber besser ist es ja
Sich schon einmal zu bedanken
Für die schönen Tage
Die man miteinander verbringen wird
In einer herbeigesehnten Zukunft
Um dann guten Mutes voranzuschreiten
Allein
Weil es so schön ist
Allein zu sein
Wenn man sich dann begegnet
Sich viel Neues zu erzählen
Dann bleibt man eine Weile
Oder eben nicht
Dann geht man
Das finde ich schön

Es liegt nahe, dass es sich bei dem Song „Love Is A Better Word (White City Of Light)“ auch um ein Abschiedslied handelt. Die Stadt Lissabon, in der ich aufgewachsen bin, ist nicht direkt gemeint. Ich besinge in diesem Song den Abschied von meiner Kindheit und von den ersten zwiespältigen Erfahrungen als junge Frau, die vielleicht einen Plan hat, aber noch keine Ahnung. Ich singe von einer Geborgenheit, auf die man sich nicht verlassen kann und sich deswegen auf die Suche nach etwas Anderem / Besseren begibt. Etwas, das einem nichts vormacht, einen nicht verunsichert und nicht erschöpft.

White City of Light
You’re dark in the middle
City of dreams
I want to hide in your womb

White city of light
You got me into trouble
City of lies
You took me for a fool

Love is a better word
Love is a better word
Love is the only word
That you understand

White city of love
You’re such a pretender
City of sleep
You took all of my energies

White city of fights
I want to surrender
City of schemes
I am lost in your life

Love is a better word
(Got to find me a better word)
Love is a better word
(Got to get me an easy word)
Love is the only word
That you understand

White city of light
You’re so dark in the middle
City of dreams
I wanna hide in your womb

Love is a better word
(Got to find me a better word)
Love is a better word
(Got to get me an easy word)
Love is the only word
That you understand

Got to get me a better word
Got to get me a better word
Got to get me a better word

Als ich den Song schrieb, hatte ich Portugal und mein Elternhaus rund drei Jahre zuvor verlassen. Ob ich damals meinen ersten Besuch zu Hause nach dem Aufbruch in ein eigenes Leben noch vor mir hatte, weiß ich nicht mehr. Nur, dass ich mir damit Zeit gelassen habe. Das Wort „Love“, für das ein besseres gefunden werden muss, steht hier ganz allgemein für das eigene Leben, das eigene Empfinden und den eigenen Weg. Dass schlussendlich dieses „Love“ das einzige Wort ist, das völlig wertfrei für alles steht, was war und ist, was hätte sein sollen und noch kommen wird, ist das schöne und klare, dem Leben zugewandte Fazit des Songs.

Die erste Version von “Love Is A Better Word (White City Of Light)” erschien Anfang 1989 mit dem Album Call Me Easy, Say I’m Strong, Love Me My Way, It Ain’t Wrong.

Und auf Spotify könnt ihr die Fassung hören, die 2014 mit dem Album YONDER veröffentlicht wurde.

© Katharina Franck. 11. Juli 2017 (für Ralph J. Loerke)

 

4 Comments

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  1. Liebe Katharina!
    Wie schön, dass Du gerade jetzt über diesen Song und “einen Teil seiner Geschichte” schreibst. Love is a better word ist seit seinem Erscheinen einer meiner Lieblingssongs, der für mich damals genau das widergespiegelt hat, was Du in Deinem Blog beschreibst. Mit diesem Gefühl etwas zu Suchen, es zu Finden und wieder zu Verlieren, bin ich 1990 mit meiner ersten großen Liebe nach Lissabon und durch Portugal gereist. Dabei entstand ein kleines, in Leinen gefasstes Schwarz-weiß-Foto-Buch, dass mich, immer wenn ich es in den Händen halte, in diese Zeit und das Gefühl zurückversetzt und meinem Gefühl von Sehnsucht Ausdruck verleiht.
    Danke für diesen so schönen und offenen Kommentar. Liebe Grüße Stefanie.

  2. Ach Katharina,
    dieser Song ist wirklich sooo gut, dass immer, wenn ich ihn höre, ich nicht aufhören kann ihn zu hören. Danke das du ihn mit in dein ALBUM genommen hast.
    Und ein bisschen geht es mir auch so mit ‘Sie schickt mir eine Karte aus Cadiz’ 😉

    Das Video hab ich bestimmt auch schon 1000mal (gefühlt) angeschaut.

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